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_Ist gerade Gewittersaison? Zuerst mal schön, dass du wieder auf meinen Blog bist! Und genau, es soll um Gewitter gehen. Es ist nun schon viele Jahre her, dass ich bei einer Wanderung von einem heftigen Gewitter überrascht wurde. Damals habe ich unter einer grossen Tanne Schutz gesucht. War das eine kluge Entscheidung? Jedenfalls habe ich es überlebt (wie würde ich sonst diesen Text schreiben können). Während dieses Gewitters hat nicht weit von mir ein Blitz eingeschlagen. Das war heftig. Der Knall ist mir durch Mark und Bein gegangen, und ich bin nicht nur ein wenig erschrocken. Meine Hände haben gezittert. Das hat sich schnell wieder gelegt. Aber ich kann mich auch ca. zehn Jahre später noch sehr gut daran erinnern. Wie man sich bei Gewitter richtig verhält, darauf wollen wir in diesem Bericht eingehen.

_Vielleicht hast du den schon gehört: Von Eichen sollst du weichen. Buchen sollst du suchen. Das stimmt so natürlich nicht. Es gibt schöne alleinstehende Eichen, während Buchen eher in Wäldern vorkommen. Vor alleinstehenden Bäumen sollte man bei Gewitter Abstand halten. Besser in den Wald. So kann der Spruch oben Sinn machen. Aber eben nur so.

_Allgemein: Man schätzt das pro Jahr ca. 2000 Menschen durch Blitze sterben. Das ist gar nicht so wenig! In der Schweiz gibt es ca. eine Handvoll Personen, die von einem blitz getroffen werden. Todesfälle sind in der Schweiz sehr selten. Hierzulande gibt es laut Meteo Schweiz rund 1 – 2.5 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer. Ein Blitz kann Millionen von Volt und über 25’000 °C im Bruchteil einer Sekunde freisetzen. Das man also besser nicht von einem Hauptblitz getroffen werden sollte leuchtet wohl jedem ein. Dieses Risiko ist aber, zum Glück, sehr klein. Es gibt aber leider noch weitere Gefahren. Seitenblitze kann es schon mehrere geben. Der Strom springt dabei von einem anderen Objekt auf einen Menschen über. Es kann auch zu Kontaktverletzungen kommen. Das passiert, wenn eine Person einen Metallenen (einfach alles, was gut Strom leiten kann) Gegenstand anfasst, der vom Blitz getroffen wurde. Es gilt so wenig Strom wie möglich abzubekommen.

Bild 1: Ein Blitz hat eine unheimliche Kraft. Besser man sucht nicht Schutz unter einer grossen Tanne.

Bild 1: Ein Blitz hat eine unheimliche Kraft. Besser man sucht nicht Schutz unter einer grossen Tanne.

_Wie weit ist das Gewitter entfernt. Der Blitz ist praktisch zeitgleich mit dem Einschlag zu sehen. Der Donner kommt aber mit etwas Verzögerung. Der Schall breitet sich mit einer Geschwindigkeit von 330 m/s aus. Das heisst in drei Sekunden legt er einen km zurück. Mathematisch stimmt das nicht ganz. Aber um es sich zu merken ist das schon ok so. Das heisst liegen zwischen Blitz und Donner neuen Sekunden, war der Einschlag drei km entfernt. Beispiel: Zwischen Blitz und Donner lagen 9 Sekunden, dann hat der Blitz in etwa 3 Kilometern Entfernung eingeschlagen. Das ist schon sehr nahe und es wäre aller höchste Zeit Schutz zu suchen. Denn beim nächsten Einschlag gibt es eventuell keine Zeit Differenz zwischen Blitz und Donner. Das wäre dann sehr schlecht, sehr sehr schlecht sogar. Als Faustregel kann man sich merken: Ist der Abstand zwischen Blitz und Donner gleich oder kleiner 10 Sekunden, wird es gefährlich!

_Gewitter erkennen: Das wäre ein Thema für sich. Darum hier nur kurz. Eine Gewitterwolke ist bei relativ gering bewölktem Himmel leicht zu erkennen, denn sie ist eine Wolke, die in die Höhe wächst und oft durch die Sonne sehr hell erscheint und im Frühstadium die Form eines Blumenkohls aufweist. In ihrem Reifestadium bildet sich oft ein sogenannter Amboss, denn die Wolke erreicht die Tropopause (etwa 12 km Höhe) und kann dann nicht mehr in die Höhe wachsen, sondern dehnt sich mehr in die Breite aus.

Die Wolkenbasis des Gewitters ist oft sehr dunkel und am Anfang kann sie scharf definiert sein. Das bedeutet, dass die Gewitterwolke gut mit feuchtwarmer Luft versorgt ist. Wenn zusätzlich der Wind zum Gewitter weht, hat das eine weitere Verstärkung des Gewitters zur Folge.

Im Reifestadium sieht man oft, wie von der Wolkenbasis der Regen und Hagel wie ein Vorhang Richtung Boden fällt. Davor erscheinen die Wolken dunkler und weisen turbulente Strukturen und/oder auch eine Bogenform auf. Sie trennt den Bereich, in dem die feuchtwarme Luft aufsteigt, vom Bereich der durch den Niederschlag erzeugten Abwinde. Dies weist auch auf Sturmböen hin, die manchmal schon vor dem Regen auftreten können. Dann ist in der Regel das Gewitter nicht mehr so stark oder es beginnt sich abzuschwächen.

Bild 2: Etwa so sollte man ein Gewitter aussitzen. Ob es wirklich hilft, ist aber nicht bewiesen. Es wird aber von allen empfohlen.

Bild 2: Etwa so sollte man ein Gewitter aussitzen. Ob es wirklich hilft, ist aber nicht bewiesen. Es wird aber von allen empfohlen.

 

_Richtiges verhalten

Bei der Planung einer Tour unbedingt das Wetter kontrollieren. Wenn das Gewitterrisiko hoch ist besser zuhause bleiben. Denn in einem Haus ist man sehr sicher. Auch unterwegs, wenn möglich in einem Haus Schutz suchen. Eine gute Alternative ist auch ein Auto. Denn das Auto ist ein Faradayscher Käfig, und der schütz sehr zuverlässig vor einem Blitzschlag. Eine Höle kann auch gut schützen. Man sollte aber mindestens eine halbe Körperlänge Distanz zu allen Seiten haben. Wenn man schon draussen ist, gibt es aber immer noch einiges, was man tun kann:

  • Weg von exponierten Stellen. Also Gipfeln, Grate, Türme usw.
  • Weg vom Wasser. Egal ob Bach, Fluss oder See (aber auch Felsen oder dergleichen, die sehr feucht sind)
  • Weg von allem metallischen
  • Weg von einzelnstehenden Bäumen.
  • Weg von offenen Flächen, wo man selbst die höchste Stelle ist!
  • Distanz zu anderen Personen und Objekten mindestens 2 Meter
  • Auch der eigene Rucksack (eigentlich nur wenn dieser zum Teil aus Metall besteht oder metallischen Inhalt hat) etwas von sich entfernt hinstellen
  • Eine freie Fläche mit einer Vertiefung suchen. In dieser Vertiefung in Hockstellung gehen. Die Füsse unbedingt nebeneinanderhalten. Wenn möglich etwas isolierendes zwischen Boden und Füsse (z.B. Isomatte, Rucksack, aber nur wenn der Rucksack keine Metallteile hat).
  • Im Wald ebenfalls in Hockstellung und Füsse zusammen. Plus Zwei Meter Abstand zu den Bäumen einhalten.
  • Höhlen können auch Schutz bieten, aber nur wenn man mindestens eine halbe Körperlänge Distanz zu Decke und Wänden hat.
  • Auf keinen Fall auf den Boden legen.
  • Gewitter gibt es eigentlich nur im Sommerhalbjahr. Das würde für Herbst und Winterwanderungen sprechen.
  • Schutz soll der Punkt genau zwischen zwei Hochspannungsmasten, also unter den Leitungen, bieten. Das habe ich aber nie ausprobiert.

_Warum die Füsse zusammenhalten? Wenn ein Blitz einschlägt, breitet sich der Strom Kreisförmig aus und verliert an Spannung. Das führt dazu dass der Strom in einem Fuss in den Körper eindringt und im anderen wieder verlässt. Das kann dann zum Tode führen. Der Grund ist der Spannungsunterschied zwischen dem Punkt wo der Strom eintritt und dem wo der Strom wieder austritt. Ein Mensch kann dem Entgegnen wirken, indem er beide Füsse zusammenhält. Ein Tier, z.B. eine Kuh, kann das nicht. Das ist auch der Grund, warum es immer wieder Kühe auf offenem Feld erwischt.

_Erste Hilfe bei Blitzschlag

  • Sofort den Rettungsdienst anrufen: 144 oder 112
  • Personen, die vom Blitz getroffen wurden kann man berühren. Sie sind nicht elektrische geladen.
  • Falls Person nicht ansprechbar, ABC-Regel folgen: freilegen der Atemwege (airway), Beatmung (breathing) und Herzdruckmassage (circulation). Denn die häufigste Todesursache ist ein Atem- und Kreislaufstillstand.
  • «Resuscitate the dead first»: Wenn mehrere Personen einer Gruppe vom Blitz getroffen werden, gilt im Gegensatz zu anderen Situationen «Resuscitate the dead first». Das heisst: Normalerweise hat die Versorgung von Verletzten mit Vitalfunktionen (Pulsschlag, Atmung) Vorrang – nicht so bei Blitzopfern. Hier hat ganz klar die Versorgung von Verletzten ohne Vitalfunktion, also ohne erkennbaren Puls oder Atmung, Vorrang.
  • Wie sieht ein Blitzopfer nach einem Schlag aus? Äusserlich können die getroffenen Personen nahezu unversehrt wirken. Denn oft sind nur an den Ein- und Austrittsstellen kleine Rötungen, Schürfungen oder Verbrennungen wahrzunehmen. Allerdings können baumartig verzweigte Streifen auf der Haut, sogenannte Blitzfiguren, auftreten. Sie beweisen eindeutig, dass eine Person vom Blitz getroffen wurde. So oder so kann die Person schlimmste innere Verletzungen erlitten haben. Sofortige Hilfe rettet Leben.

Bild 3: Wenn es so aussieht, ist ein Gewitter nicht mehr weit. Schutz suchen macht jetzt absolut Sinn!

Bild 3: Wenn es so aussieht, ist ein Gewitter nicht mehr weit. Schutz suchen macht jetzt absolut Sinn!

_Hier gibt es sehr gute Informationen zu diesem Thema: https://www.naturgefahren.ch/home/umgang-mit-naturgefahren/gewitter.html

_Fazit: Um gleich auf die Frage in der Einleitung zurückzukommen. Nein, ich habe mich nicht richtig Verhalten. Die Chance vom Blitz getroffen zu werden ist sehr klein, aber eben nicht null. Jedes Jahr sterben Menschen durch Blitze. Früher mehr, da man sich mehr draussen aufgehalten hat. Mit dem richtigen Verhalten kann man seine Chancen zu überleben auf jeden Fall verbessern.

_Noch kurz etwas zu den Bildern: Die Bilder in meinem Blog sind von mir selbst gemacht. In diesem Bericht verwende ich zwei Bilder von https://www.pexels.com/de-de/. Vielen Dank für die schönen Bilder!

Viel (nachhaltigen) Spass in der Natur,

Urs

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