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Bushcraft Schweiz Online

Hallo lieber Leser!

_Es ist schon über ein Jahr her als ich übers draussen schlafen geschrieben habe. Es sollte über die Theorie und die Praxis gehen. Aber es war vor allem ein Bericht über die Theorie. Also soll diesmal etwas mehr die Praxis im Vordergrund stehen.

_Die Nacht war kalt. Gemacht habe ich das bei mir im Garten. Das selbe ginge natürlich auch im Wald. Nebenbei erwähnt, ich war noch Schüler als ich das erste mal im Winter im Wald übernachtet habe. Das ist ein Erlebnis, an das ich mich heute noch gut erinnern kann. Einen guten Schlafsack konnte ich mir damals nicht leisten und es wurde zu einer kalten Nacht. Genauer gesagt zu einer sehr kalten Nacht!! Was solls, das Erlebnis zählt!

Bild 1: So sieht es am nächsten Morgen aus. Gemütlich, oder? Der Shelter ist sehr einfach zu bauen. Ich habe diesen erst um 22:00 aufgebaut, kurz vor dem zu Schlafsack gehen.

Bild 1: So sieht es am nächsten Morgen aus. Gemütlich, oder? Der Shelter ist sehr einfach zu bauen. Ich habe diesen erst um 22:00 aufgebaut, kurz vor dem zu Schlafsack gehen.

_Ausrüstung: Heute kann ich mir etwas mehr leisten. Einen extra Schlafsack kaufe ich mir deswegen aber nicht. Ich schaue mit dem auszukommen, was ich bereits habe. Wenn es nicht gut kommt, muss ich die Übung halt abbrechen.

  • Einfaches Tarp, 3 x3 m
  • Ein Wanderstock (ein entsprechend langer Holzstock hat es auch getan)
  • Fünf Heringe
  • Iso Matte fest
  • Iso Matte zum aufblasen
  • Schlafsack Grüezibäg. Subzero
  • Innenschlafsck (Flauschi)
  • Lange Unterhose und langarm Shirt
  • Warme Socken
  • Mütze
  • Fleecejacke
  • Eine Decke als Reserve (Kissen) wenn es sonst nicht reicht.

Bild 2: Gegen die Bodenkälte habe ich diese beiden Iso-Matten genutzt. Jeder für sich alleine wäre zu wenig gewesen. Zusammen konnten sie die Bodenkälte im Boden lassen.

Bild 2: Gegen die Bodenkälte habe ich diese beiden Iso-Matten genutzt. Jeder für sich alleine wäre zu wenig gewesen. Zusammen konnten sie die Bodenkälte im Boden lassen.

_Was noch helfen kann. Es gibt noch ein paar Tricks, die uns helfen können, so eine Nacht gut zu überstehen.

  • Eine Bettflasche. Richtig. Eine Flasche mit warmem Wasser füllen. Die Flasche muss aber dicht sein. Der Schlafsack hat ja keine Heizung. Man selbst ist die Heizung und eine Flasche mit Warmem Wasser kann daher zusätzlich etwas aufheizen.
  • Füsse, Hände, Kopf müssen gut vor der Kälte geschützt werden. Das Blut hat relativ lange bis es in den Füssen, den Händen und dem Kopf ist. Daher diese gut schützen vor Wärmeverlust.
  • Nierengegend gut schützen. Kalte Nieren sind erstens ungesund und zweitens hat man ständig das Gefühl nicht warm genug zu haben. Wenn nötig einen Pullover als zusätzlichen Schutz um die Nieren platzieren.
  • Bewegen vor dem Schlafen gehen. Genau! Das wärmt den Körper auf und wenn man in den Schlafsack geht, geht die Wärme in die Isolationsschicht des Schlafsacks.
  • Eine Flasche zum reinpinkeln. Ok, das habe ich noch nie gemacht. Aber man sollte, wenn man muss, den Urin nicht zurückhalten (kostet unnötige Energie) aber aus dem Schlafsack zu gehen kostet auch viel Wärme. Darum eine leere Flasche, um sein kleines Geschäft zu erledigen. Aber wie geschrieben, damit habe ich keine persönliche Erfahrung.
  • Ein Zelt. Ist nicht zwingend. Aber im Zelt hat man natürlich schon ein kleines Mikroklima, schon nur durch die eigene Körperwärme. Das macht schon ein paar Grade aus.

Bild 3: Mein Schlafsack ist bis +4°C gemütlich. Das Innenschlafsack ist aus Faserpelz. Zusammen gab es genug warm.

Bild 3: Mein Schlafsack ist bis +4°C gemütlich. Das Innenschlafsack ist aus Faserpelz. Zusammen gab es genug warm.

_Zu den Fotos: Die sind bei mir im Garten entstanden. Ich wollte das Schlafsetup bei Minus (- 4°C war es) Temperaturen testen. Warm hatte ich. Aber dieses «System» ist sehr eng und es war kein angenehmer Schlaf. Zudem war der Boden hart. Die Matten isolieren zwar ganz gut. Schlafkomfort gab es auf dem gefrorenen Boden aber nicht. Zuhause habe ich getestet damit ich jederzeit ins Haus kann, wenn es zu kalt wird. Unterwegs sollte das Schlafsystem funktionieren. Man braucht den Schlaf, um am Tag fit zu sein. Und es braucht auch etwas Reserve. Die Wetterprognosen können sich immer um ein paar Grad irren. Und wer will schon die ganze Nacht wach liegen und schlottern. Ich nicht!

_Achtung: Kann man im Schlaf erfrieren. Ja, aber. Wenn man unterkühlt ist, muss man unbedingt wach bleiben. Man darf auf keinen Fall einschlafen. Das braucht einen starken Willen. Denn der Körper will eigentlich schlafen. Von diesem Schlaf wacht man aber nie wieder auf.
Wenn man aber schon warm hat und einschläft, ist man auf der sicheren Seite. Etwas vom Ersten das kalt wird, ist die Nase. Die fängt an zu stechen und man wacht auf. Dann heisst es für mehr Isolation schauen oder aufstehen. Aber nicht mehr einschlafen bitte (ausser man schafft es sich wieder warm zu kriegen). Aufstehen, sehr gut anziehen und Feuer machen.

Bild 4: Die Decke hatte ich als Kissen im Einsatz. Wäre es kälter geworden hätte ich diese noch über mich genommen. Also Kissen und Backup in einem.

Bild 4: Die Decke hatte ich als Kissen im Einsatz. Wäre es kälter geworden hätte ich diese noch über mich genommen. Also Kissen und Backup in einem.

_Nackt im Schlafsack? Das ist auch so ein Mythos. Vergiss das. Wenn es kalt ist, braucht man ganz einfach Schutz vor der Kälte. Lange Unterwäsche kann schon viel ausmachen. Und wie kälter, desto mehr anziehen. Ist der Schlafsack für die zu erwartende Temperatur gemacht, braucht man natürlich keine zusätzliche Kleidung. Dann hat man aber einen fast zu gut dimensionierten Schlafsack. Das ist dann auch wieder Gewicht. Aber die Regel, dass die Wirkung des Schlafsacks besser ist, wenn man nichts anhat, ist totaler Nonsens!

_Ein kleines Rechenbeispiel: Wenn es am Tag +2 °C ist und ich entsprechend gut angezogen bin, dass ich nicht friere, und es Nachts -5°C ist, brauche ich einen Schlafsack der die 7°C Temperaturunterschied ausgleicht, wenn ich mit den Kleidern ins „Bett“ gehe. Wobei ich sagen muss, dass ich nicht gern in den Kleidern vom Tag im Schlafsack liege. Aber es ist natürlich eine Überlegung wert, um Gewicht zu sparen. Mein «Pyjama» ist eigentlich auch meine Reserve für Notfälle. Langarm Shirt und lange Unterhose. Ich nehme nicht noch etwas extra mit nur zum Schlafen.

Bild 5: Hier nochmal die ganz Kombination. Hinten hätte es noch genügend Platz für das Gepäck gehabt. Bei Regen oder Schneefall hätte ich mehr rein gehen müssen. Dann wäre ein A- Frame die bessere Wahl!

Bild 5: Hier nochmal die ganz Kombination. Hinten hätte es noch genügend Platz für das Gepäck gehabt. Bei Regen oder Schneefall hätte ich mehr rein gehen müssen. Dann wäre ein A- Frame die bessere Wahl!

_Fazit: Wie war die Nacht? Nicht optimal, Gefroren habe ich nicht. Gut geschlafen auch nicht. Es war also etwas durchzogen. Grundsätzlich ginge das System bei diesen Temperaturen. Möchte ich aber eine längere Tour machen, müsste ich mir etwas anderes überlegen. Ich möchte mal versuchen dasselbe zu machen und den innenschlafsack drüber nehmen. Das könnte komfortabler sein und auch gut funktionieren. Kalte Nächte zum Testen sollte es noch genügend geben.

_Hast du auch schon eine Nacht draussen, bei klirrender Kälte verbracht? Schreibe mir einen Kommentar, das würde mich interessieren.

Viel (nachhaltigen) Spass in der Natur,

Urs

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