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_Eine Nacht bei Minustemperaturen ist eine coole Sache. Es fühlt sich an wie die Geschichten von Jack London. Wobei es in diesen Geschichten vom Goldrausch in Alaska um noch tiefere Temperaturen geht. Es kann aber auch in der Schweiz sehr kalt werden. Minus 10 °C sind auch im Mittelland nicht unmöglich. Im Jura und in den Alpen kann es noch deutlich kälter werden. Was muss ich nun machen um nachts dennoch gut zu schlafen und mich zu erholen.

Die Bilder zeigen wie ich vorgegangen bin um eine angenehme Nacht zu verbringen.

Bild 1: Es ist kalt im Wald.

_Theorie: Wenn wir über längere Zeit unsere Körperwärme nicht halten können, ist das für uns schnell lebensgefährlich. Eine Nacht in der Kälte, auch ohne entsprechende Wärmeisolation, können wir überleben. Aber an schlafen ist in einer solchen Situation nicht zu denken. Was längerfristig auch zu einem Problem wird.

Aber wie verlieren wir unsere Wärme und um was geht es da eigentlich?

2: Mit Ästen von Nadelbäumen kann man sich eine gute Unterlage machen die vor der Bodenkälte schützt. Am besten wie hier von bereits gefällten Bäumen nehmen!

_Körpertemperatur

Beim Menschen liegt die normale Körperkerntemperatur zwischen 36,3 und 37,4 °C. Es kommt aber zu normalen Schwankungen der Körperkerntemperatur.

Diese schwankt über den Tag, allerdings in engen Grenzen. Tagsüber ist sie höher als Nachts und bei körperlicher Aktivität kann sie um zwei Grad steigen. Während des Schlafs, um ca. zwei Uhr Nachts ist die Körpertemperatur am tiefsten über den ganzen Tag gesehen. Typischerweise ist die Körpertemperatur am Morgen (rektal etwa 36,5 °C) am tiefsten und am Nachmittag (rektal 37,8 °C) am höchsten. Bei Frauen schwankt die Temperatur während des monatlichen Zyklus um etwa ein halbes Grad.

Bild 3: Eine Flasche, als Bettflasche, gefüllt mit warmem Wasser kann sehr hilfreich sein. Aber Achtung, es darf kein Wasser auslaufen!

Hier eine tabellarische Übersicht. Man sieht nach unten gibt es mehr «Spielraum» als nach oben. Aber Achtung: Auch bei Untertemperatur kommen die ersten Probleme und bei Hypothermie kommt es zu bleibenden Schäden.

Körpertemperatur Bezeichnung
unter 20 °C Kältetod
unter 27 °C kann tödlich sein, extreme Bradykardie
33 °C Unterkühlung (Hypothermie)
35 °C Untertemperatur
36,3 bis 37,4 °C Normaltemperatur (afebril)
37,5 bis 38,0 °C erhöhte Temperatur (subfebril)
38,1 bis 38,5 °C leichtes Fieber (febril)
38,6 bis 39,0 °C Fieber
39,1 bis 39,9 °C hohes Fieber
40 bis 42 °C sehr hohes Fieber (hyperpyretisches Fieber), Krämpfe
42 °C Kreislaufversagen
ab 44 °C Tod durch Denaturierung von Proteinen bzw. Enzymen

Bild 4: Ein Dach soll Regenwasser und oder Schnee abhalten. Auch der Wind soll mit dem Tarp abgehalten werden.

_Wie regulieren wir unsere Temperatur

Unser Körper versucht so lange wie möglich seine Solltemperatur zu halten. Das macht er bei Unterkühlung in dem er die Durchblutung in der Haut und den Extremitäten reduziert. Darum frieren unsere Finger und Füsse, wie auch die Nase als erstes und sind auch erste Anzeichen der Unterkühlung. Zudem kann der Körper durch rhythmisches Zusammenziehen der Muskeln in Form eines Schüttelfrostes Wärme produzieren. Umgekehrt wird bei Fieber durch verstärkte Durchblutung und Schwitzen die Wärmeabgabe erhöht.

Bild 5: So ist man vor Wind und Regen sehr gut geschützt

Wie verlieren wir nun aber unsere Körpertemperatur?
_Wärmeverlust über Strahlung / Radiation
Wir sind Warmblüter und produzieren unsere Wärme selber. Dabei gibt unser Körper durch Strahlung permanent, wie eine Heizung, Wärme an die Umgebung ab und diese „verpufft“ in die Atmosphäre.
Davor können wir uns schützen mit isolierender Kleidung, Schlafsack oder einem Unterstand. Dabei sollte man den Kopf nie vergessen. Denn dieser hat eine relativ grosse Oberfläche und somit geht dort viel Wärme verloren. Das kann mit einer Mütze, Schal usw. verhindert werden.

Bild 6: Eine Kerze macht zumindest Psychologisch einen Unterschied.

_Wärmeverlust durch Wärmeleitung / Conduction

Wenn zwei verschiedene Körper sich berühren geben diese Wärme aneinander ab. Genau genommen gibt der wärmere Körper, über die Berührung der Oberflächen Wärme an den kälteren Körper ab.

Diesen Effekt spüren wir schnell im kalten Wasser oder, wenn wir einen kalten metallenen Gegenstand mit blosser Hand anfassen. Das heisst wenn ich auf dem kalten Boden liege werde ich recht schnell Wärme an diesen abgeben. Das geht schleichend und zuerst mal unbemerkt. Auch ein Schlafsack wird daran wenig ändern, denn mit meinem Körpergewicht (bin nicht der Leichteste, Anmerkung des Autors) werde ich die isolierende Schicht zusammendrücken. Es braucht also noch etwas um mich vor der Bodenkälte zu schützen. Eine Isomatte, Laub oder Tannenäste können helfen diesen Effekt aufzuheben. Dieser Punkt darf beim Unterstand-Bau auf keinen Fall vernachlässigt werden.

_Wärmeverlust durch Luftstrom / Convection

Im Sommer kühlt ein frisches Lüftchen sehr angenehm. Im Winter verzichten wir aber gerne darauf. Die vorbeiziehende Luft kann uns noch mehr Wärme entziehen als die Radiation. Bekannt ist das als „Windchill-Faktor“. Bei starkem Wind ist die gefühlte Temperatur noch tiefer als die tatsächliche.

Dieser Effekt mach sich in lebensbedrohenden Situationen sehr negativ bemerkbar. Im Kalten Wasser sollte man sich möglichst wenig bewegen, den die vorbeiströmende Flüssigkeit entzieht dem Körper noch schneller Energie!

Konvektion kann uns die Körpertemperatur sehr schnell entziehen. Es ist wichtig sich ausreichend vor dem Wind zu schützen. Z.B. ist auf winddichte Außenbekleidung zu achten, aber auch extrem windexponierte Stellen zu meiden und Schutz hinter natürlichen Windbarrieren zu suchen. Kommt zum Wind noch nasse Kleidung wird es noch gefährlicher, aber zuerst noch etwas zum Windchill-Faktor

Windchill-Temperatur (die erste Zeile, mit 0 km/h, zeigt die wirkliche Temperatur. Darunter sieht man die gefühlte Temperatur je nach Windgeschwindigkeit. Z.B. −5 °C fühlen sich bei 25 km/h wie -12,3°C)

Wind Lufttemperatur
0 km/h 10 °C 0 °C −5 °C −10 °C −15 °C −20 °C
5 km/h 9,8 −1,6 −7,3 −12,9 −18,6 −24,3
10 km/h 8,6 −3,3 −9,3 −15,3 −21,2 −27,2
15 km/h 7,9 −4,4 −10,6 −16,7 −22,9 −29,1
20 km/h 7,4 −5,2 −11,6 −17,9 −24,2 −30,5
25 km/h 6,9 −5,9 −12,3 −18,8 −25,2 −31,6
30 km/h 6,6 −6,5 −13,0 −19,5 −26,0 −32,6
40 km/h 6,0 −7,4 −14,1 −20,8 −27,4 −34,1
50 km/h 5,5 −8,1 −15,0 −21,8 −28,6 −35,4
60 km/h 5,1 −8,8 −15,7 −22,6 −29,5 −36,5

Bild 7: Der Schlafsack soll mindestens den Temperatur Unterschied zwischen Tag und Nacht ausgleichen. Eine Iso Matte schützt vor der Bodenkälte.

_Wärmeverlust durch Verdunstung

Dank dem Schwitzen wird unser Körper vor Überhitzung geschützt. Bei warmen und heissen Temperaturen ist es für uns unerlässlich schwitzen zu können. Der Schweiss auf unserer Haut verdunstet langsam und gibt so die Wärme auf unserer Haut an die Umgebung ab.

Bei Kälte kann Schwitzen aber zu einem Problem werden. Schweiss auf der Haut und in der Kleidung, wie auch Wasser von aussen, dass unsere Kleidung durchnässt hat, entzieht dem Körper sehr viel Wärme und somit auch Energie. Darum sollte es vermieden werden stark zu schwitzen. Einfach nicht zu viel anziehen und bei Bedarf anpassen und immer darum bemüht sein seine Ausrüstung trocken zu halten. Mit nassem Schlafsack oder nasser Kleidung wird es sehr schwer eine angenehme Nacht zu verbringen. Nasse Ausrüstung, besonders Kleidung, am Feuer trocknen.

Es gibt eine Ausnahme. Wolle kann auch bei Nässe noch recht gut isolieren. Wenn man auf Wolle allergisch ist kann man auf Alpacca Wolle umstellen. Aber grundsätzlich gilt es sich selber und seine Ausrüstung trocken zu halten.

Bild 8: Lange Unterhose, langarm Shirt, warme Socken und eine Mütze als direkt am Körper getragene erste Schicht. Weitere Kleidung ist möglich, um noch mehr vor der Kälte geschützt zu sein. Aber Achtung, nicht zu viel anziehen. Sonst wird es unbequem.

_Wärmeverlust durch Atmung

Beim Atmen nehmen wir kalte Luft in unsere Atemwege auf und wärmen diese somit auch um ein paar Grad. Aufs Atmen können wir nicht verzichten. Aber wir können mit unserer Atemluft etwas aufheizen. Unsere Hände oder das innere unseres Schlafsackes.

Der Verlust an Wärme ist gering aber nicht ganz unerheblich. Ein Schal vor dem Mund kann diesen Effekt etwas mindern.

Wissen und Fertigkeiten sind der Schlüssel für das Überleben, ja sogar für Komfort in rauen Umgebungen.

Aus all dem gelesenen sehen wir das Wasser und Wind zwei wichtige Faktoren sind, wenn wir in kalter Umgebung überleben wollen. Zusammen können diese Elemente zu einem ernsthaften Problem werden und der Schutz vor Wind und Regen ist wichtig für unser Überleben und Wohlbefinden.

Bild 9: Das wäre eine gute Stelle, um ein Nachtlager einzurichten. Sogar ein kleines Feuer wäre hier möglich. Jedoch nur ein sehr kleines Feuer, sonst schmilzt der Schnee auf den Ästen und löscht das ganze wieder.

Fazit: Es ist nicht so schlimm wie man sich das im ersten Moment vielleicht vorstellt. Es kann kalt werden, richtig. Man kann sich aber auch sehr gut einrichten und es liegt nicht nur an einem Teuren Schlafsack ob man die Nacht gut übersteht oder nicht. Natürlich ist ein «guter» Schlafsack viel Wert bei solchen Verhältnissen. Aber das alleine reicht nicht um warm zu bleiben. Als ich die Fotos mit Tarp gemacht habe, waren die Nächte schon wieder über Null. Mit dem Armee- Schlafsack und dem «Flauschi» (Inlet zum Ordonanzschlafsack und etwas Kleidung ging es aber. Die Morgenstunden, bis die Sonne anfängt zu wärmen, sind die kältesten. Hat man die überstanden, so ist es nur noch halb so schlimm!

Wie man in alten Berichten oft lesen kann, geht es auch mit weniger Ausrüstung. Dann ist aber ein Feuer zu empfehlen. Nur mit einer einfachen Decke kann die Nacht schon sehr unangenehm werden. Eine gute Wolldecke kann aber schon sehr viel leisten. Das wäre aber ein Bericht für sich.

Es ist jedenfalls ein Erlebnis eine Nacht bei ca. Null Grad Celsius draussen zu schlafen. Eines dass man nicht so schnell vergessen wird!

Hast du auch schon eine Nacht draussen, bei klirrender Kälte verbracht? Schreibe mir einen Kommentar, das würde mich interessieren.

Viel (nachhaltigen) Spass in der Natur,

Urs