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_Allgemein
Eine Wanderung über mehrere Tage ist eine schöne Sache. Es gibt aber ein paar Sachen mehr zu beachten als bei einer Tageswanderung. Schlafen, Essen, Orientieren und Kondition. Im Titel steht in Klammern «swiss classic biwak 2022». Anhand dieses Anlasse, an dem ich auch dieses Jahr teilgenommen habe, möchte ich mich in diesem Artikel mit Aspekten zum Thema Mehrtageswanderungen beschäftigen.
Die Bilder von unterwegs sind alle am swiss classic biwak 2022 entstanden.
_Vorbereitung
Wie bereitet man sich auf so etwas vor? Es schadet sicher nicht die Vorbereitung nicht vor dem Fernseher zu bewältigen. Laufen ist die beste Vorbereitung um sich die nötige Kondition aufzubauen. Joggen schadet natürlich auch nicht. Man sollte sicher sein, dass man die längste Etappe der bevorstehenden Tour an einem Tag auch wirklich laufen kann.
Es ist auch wichtig sich richtig orientieren zu können. Ob Karte und Kompass oder ein «Navi». Man muss mit seinem Material vertraut sein. Beim swiss classic biwak wird eine Karte für die ganz Strecke abgegeben. Es ist also von Vorteil eine Karte lesen und verstehen zu können. Ansonsten empfehle ich zwei voneinander unabhängige Methoden sich zu orientieren. Möglichst eine ohne Strom. Sicher ist sicher. In der Schweiz reichen mir meist Karte (ein Kompass ist schon überflüssig) und die Wanderwegweiser. Mehr braucht man hierzulande meist nicht. Beim diesjährigen swiss classic biwak war es am zweiten Tag mal sehr neblig. Da war es recht schwer sich zu orientieren. Ein Navigerät wäre hier die perfekte Lösung gewesen. Ich hatte aber keines dabei und habe mich dennoch nicht verlaufen. Aber ganz klar, bei starkem Nebel ist ein auf GPS aufbauendes Gerät natürlich unschlagbar.
Bild 1: Ein Bild von unterwegs. Mehr gibt es hier nicht zu schreiben!
Es schadet sicher auch nicht sich im Vorfeld den Wetterbericht anzuschauen. Gutes Wetter ist natürlich von Vorteil. Aber auch bei Regen kann man eine solche Tour machen. Man sollte aber mehr Zeit für die Tagesetappen einrechnen oder kürzere Etappen planen. Zudem ist es wichtig sich und seine Ausrüstung vor Nässe zu schützen. Ein nasser Schlafsack und durchnässtes Brot sind einfach nicht so der Motivator. Zudem wird es bei Kälte und Nässe anspruchsvoller eine solche Tour angenehm zu überstehen. Achtung: Auch wenn gutes Wetter angesagt ist. Regenkleidung und Schutz für die Ausrüstung sind dennoch wichtig. Man hat einfach keine Garantie für gutes Wetter.
Bild 2: Schönenberg, der Name ist Programm.
Anreise und Rückreise würde ich auch im Vorfeld planen. Evtl. auch eine Möglichkeit die Tour abzubrechen, wenn es einfach nicht mehr weitergeht.
Und auch ganz wichtig. Jemand sollte informiert sein wo man in etwa durchläuft und wann man zurück sein will. Das kann im Notfall helfen, gefunden zu werden. Auch Kontrollanrufe können eine gute Sache sein. Sei es nur damit die Lebenspartnerin oder der Lebenspartner zu hause ruhig schlafen kann. Aber einmal pro Tag sollte reichen, sonst bleibt man lieber daheim.
_Essen
Will man ein paar Tage weg, sollte man dem Essen schon etwas Aufmerksamkeit schenken. Denn Essen wiegt! Positiv, jeden Tag wird es etwas weniger Gewicht. Zudem sollte man die Lebensmittel gut vertragen. Vom laufen ist der Körper schon nicht mehr im Normalzustand. Und dann noch ungewohntes Essen. Zudem sollten die Lebensmittel leicht sein. Also zum Beispiel kein oder möglichst wenig Wasser enthalten. Womit habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Bild 3: Kaffee, Zucker und Milchpulver haben sehr gut Platz im Teekessel. Der Teekessel selbst ist etwas unförmig. Aber er ist dennoch gut zu verstauen, nicht zu schwer und auch sehr praktisch zum kochen.
Frühstück
- Kaffee (meist Kaffeeersatz oder gemahlener Kaffee) mit Zucker
- Cornflakes mit Milch (Milchpulver)
Mittag und Zwischendurch
- Studentenfutter
- Apfel (relativ schwer, aber gut)
- Trockenfleisch / Landjäger / Salami
- Brot (so für die ersten zwei Tage, dann halt ohne)
- «Biberli» und Riegel (Farmer)
Abendessen
- Fertiggericht (zum Aufkochen mit Wasser. Ich nutze einfache Nudelgerichte im Becher. Leider etwas viel Abfall pro Mahlzeit)
- Kaffee mit Zucker
- Snickers oder Mars oder so (Nachtisch)
Mit diesen Lebensmitteln komme ich gut klar und habe auch einen normalen Stuhlgang. Ein Detail, richtig. Aber eines das für das Wohlbefinden nicht ganz unerheblich ist.
Bild 4: Hier schon fast ein üppiges Mittagessen. Nach so einer Mahlzeit sollte man eine kurze Pause machen und dem Körper etwas Zeit zum verdauen geben.
Trinken tue ich neben dem Kaffee eigentlich nur Wasser. Das reicht mir völlig.
_Ausrüstung
Vor zwei Jahren war mein Rucksack noch 16,9 Kg schwer (und ich habe unterwegs noch etwas vermisst). Vor einem Jahr waren es noch 13,7 Kg und dieses Jahr noch 10,95 Kg. Und ich habe diesmal nichts vermisst. Es geht sicher noch leichter, aber mir ist das so ganz ok. Was hatte ich dabei?
Basis
- Rucksack Osprey 75 L (ohne Deckelfach, das ist zwar sehr praktisch, es geht aber auch ohne)
- Regenhülle (Tatonka), die den ganzen Rucksack abdecken kann
- «Bauchtasche» (mit den Sachen, die ich unterwegs brauche)
Schlafen/Biwak
- Schlafsack inkl. Kompressionssack
- Aufblasbare Iso Matte 46° Nord
- Einfacher Poncho als Unterlage
- Tarp: Hilleberg Tarp 5
- Heringe
- Trekkingstöcke (dienen als Zeltstange)
Bild 5: Meine Unterkunft. Mit so vielen auf einem Platz ist ein Zelt evtl. angenehmer. Ist man alleine reicht das Tarp aber völlig aus um vor den Elementen geschützt zu sein.
Kochen
- Gasbrenner und Gaskartusche
- Blechtasse
- Toaks Topf
- Teekessel (nicht gebraucht)
- Göffel
- Zündhölzer in Wasserdichter Box
- Kleines Stück Schwamm und Tuch zum putzen
Bild 6: Brenner (MSR), Gaskartusche (MSR) und Titantopf (Toaks) sind eigentlich schon ein komplettes Kochset. Brenner und Kartusche habe ich mir extra für diesen swiss classic biwak gekauft. Wegen der anhaltenden Trockenheit waren keine anderen erlaubt.
Bild 7: Topf mit Kartusche und Brenner. Alles passt sehr gut in den Topf und macht das ganze leicht und platzsparend.
Kleider an
- Merino Unterhose
- T-Shirt (Merino/Polyester)
- Wandersocken
- Hose (Zip off und viele Taschen)
- Hemd (Baumwolle/Hanf)
- Käpi
- Wanderschuhe
Kleider dabei
- Lange Unterhose und langes Shirt
- Ein Paar Socken (Ersatz)
- Kurze Unterhose (Ersatz)
- Ein leichtes T-Shirt (Merino)
- Weste (Ärmellos)
- Schlauchschal (nicht gebraucht)
- Regenjacke
- leichte Regenhose
Essen
- Vier Snickers
- Milchpulver
- Instantkaffe
- Zucker
- Kornflackes
- Fertig Teigwaren mit Sauce
- Studentenfutter
Trinken
- Faltbahre Zwei Liter Flasche. Unterwegs meist nur ein Liter dabei beim swiss classic biwak. Sonst im Jura mindestens Zwei oder besser drei Liter.)
- Wasserfilter (beim swiss classic biwak hatte ich den nicht mit, Wasser ist da kein Problem)
Hygiene
- Bio flüssig Seife
- Zahnbürste und Zahnpasta (kleine Tube)
- Kleines Deo (ehrlich gesagt habe ich das noch nie gebraucht)
- WC Papier (wenig) und eine kleine Schaufel (sieht eher wie ein Löfel aus)
- kleines leichtes Microfaser Handtuch
Diverses
- Sackmesser
- Stirnlampe
- Kleines Erstehilfeset
- Kompaktkamera
- Handy (Nokia)
- Sonnenbrille in leichtem Etui
- Lesebrille (sonst kann ich die Karte nicht gut lesen) in leichtem Etui
- Etwas Geld, Krankenkassenkarte, Halbtaxabo
- Kleines Baumwolltuch (kann für sehr vieles benutzt werden)
- Kompass (beim swiss classic biwak hatte ich den nicht mit, unnötig)
- kleiner Abfallsack
_Unterwegs
Unterwegs, der eigentliche Sinn der Sache. Was ist wichtig? Orientierung. Ich empfehle jedem den Umgang mit Karte und Kompass zu üben. Natürlich gibt es heute modernere Methoden, die durchaus auch Vorteile haben können. Aber eine Karte ist einfach die Basis der Navigation. Verlaufen ist einfach nicht so cool und heisst mehr Schritte zu laufen als nötig, resp. kann natürlich auch gefährlich werden. Ich schaue immer wieder (ca. alle 15 Min. ohne anzuhalten einen kurzen Blick auf die Karte.) wo ich bin.
Bild 8: Auf dem Weg hoch zum Mont Raimeux. Nebel soweit das Auge reicht. OK, das «Auge» reicht nicht sehr weit. Beim Aufstieg ist das nicht relevant.
Dann sollte man auch regelmässig Pausen machen. Ich mache alle 1 bis 2 Stunden eine Pause. Jeweils 15 bis 30 Min. Etwas kleines Essen und ein paar Schluck trinken. Manchmal ziehe ich die Schuhe aus. Das wird meist nicht empfohlen, ich habe damit aber keine schlechte Erfahrung gemacht. Rucksack ausziehen und hinsetzen. Die Beine sollen sich mal kurz ausruhen können. Natürlich gäbe es noch vieles mehr zu schreiben. Aber der Bericht ist schon genug lang.
Bild 9: Zwischen Passwang und Schelten. Dieser Abschnitt ist neu in diesem Jahr und durchaus eine Wanderung wert!
_ Hygiene
Ein leidiges Thema! Nein, natürlich nicht. Aber ohne Badezimmer halt oft etwas umständlicher. Natürlich geht es auch ohne. Aber für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist es wichtig wenigstens ein Grundmas an Hygiene zu praktizieren.
Zähne putzen ist noch das einfachste und unterscheidet sich kaum von zu hause. Zahnbürste, Zahnpasta und etwas Wasser. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Morgens und abends putze ich mir die Zähne, jeweils nach dem Essen, resp. vor dem schlafen gehen.
Katzenwäsche: Etwas Wasser und ein kleines Tuch reichen dazu völlig aus. Tuch etwas nass machen und sich abwaschen. Das Salz muss einfach weg von der Haut. Hat es ein geeignetes Gewässer reicht ein kurzes Bad. Danach trocken anziehen und Fertig. Dazu braucht es keine Seife. Das schont auch die Umwelt. Die Hände sollten von Zeit zu Zeit richtig gewaschen werden. Dafür gibt es ja biologisch abbaubare Seife. Diese sollte aber nicht direkt in Gewässer gelangen. Das Wasser ist sonst verschmutzt. Diese Seife sollte mit Wasser im Boden versickern und baut sich dann ab. Bioseife im Bergsee ist zwar gut gemeint, für den See aber eine kleine Katastrophe.
Bild 10: Hoch zum Moron. Der Moron ist der höchste Punkt der Tour. Hier mit schöner Aussicht über den Jura.
Die Kleidung wasche ich auf den eher kleinen Touren die ich mache eigentlich nicht. Merinowolle ist mein Trick. Die ist immer schnell trocken und fängt nicht so schnell an übel zu riechen. Ein bisschen riechen darf man. Meist ist man ja alleine unterwegs und das auch draussen. Was soll’s! Feuer, resp. der Rauch vom Feuer, desinfiziert. Man riecht dann halt etwas nach Rauch, dafür aber nicht nach Schweiss.
WC, ja auch das muss mal sein. Der Urin ist ja meist das kleinere Problem. Aber der Stuhlgang ist dann doch etwas aufwändiger. Evtl. kommt man an einem Restaurant vorbei und kann dort aufs WC. Dann sollte man aber auch etwas konsumieren. Einfach Gratis benutzen finde ich etwas unfair. Hat es aber kein Restaurant, dann habe ich etwas Toilettenpapier (möglichst ohne Farb- oder Geruchsstoffe) und eine ganz kleine Schaufel dabei. Kleines Loch graben und sein Geschäft erledigen. Loch zu schaufeln und fertig. Meist mache ich das bei einem Baum, um mich daran ab zu stützen. Mit ein klein wenig Übung ist das wirklich keine Sache mehr. Keine Angst. Kein Insekt, oder was auch immer, greift einem genau in diesem Moment an!
Bild 11: Auf dem Mont Raimeux. Nebel und Regen lösen sich an diesem Tag ab. Es gibt schöneres Wetter fürs Wandern. Später wird der Nebel so dicht, dass man kaum den Weg sehen kann. Hier wäre ein GPS basiertes Gerät von Vorteil. Habe aber keines dabei und finde auch so den Weg.
_Rucksack (Bauchtasche) packen
Schwer = nahe am Körper und eher oben. Leicht = eher unten und nicht zwingend nahe am Körper.
Schlafsackfach. Warum heisst das wohl so? Ich mache dort den Schlafsack hin und das ist auch vernünftig so.
Oben im Rucksack ist alles was ich brauche um mich und den Rucksack vor Regen zu schützen. Auch das Tarp ist meist ziemlich oben und die Verpflegung für unterwegs. Wasser habe ich meist draussen in einer Seitentasche. Auch in einer Aussentasche ist das Erstehilfeset. Der Rucksack sollte gut gepackt werden. Keine Hohlräume. Gewicht gut verteilt. Er muss auch nicht gefüllt werden. Das heisst, auch wenn es noch Platz hat muss dieser nicht zwingend gefüllt werden. Bei kalten Temperaturen braucht man meist etwas mehr Platz. Warum? Warme Kleidung und grösserer Schlafsack.
In der Bauchtasche habe ich mein Nokia (für Notfälle), meine Kompaktkamera, Sonnenbrille, Lesebrille und etwas Geld, wie auch mein Halbtaxabo und meine Krankenkassenkarte. Bei anderen Touren noch meinen Kompass und evt. ein GPS Gerät. Einfach die Sachen, die ich unterwegs im Zugriff haben möchte.
Bild 12: Gegen Ende der Tour geht es an den Etang de la Gruère. Sicher einer der schönsten Plätze im Jura und auf jeden Fall eine Reise wert.
_Fazit: Eine Mehrtageswanderung ist eine gute Sache und ich kann es nur empfehlen. Natürlich kann man sich für die Nacht ein Zimmer, Hotel oder was auch immer, suchen. Aber draussen schlafen ist halt noch mal etwas Anderes. Mit etwas Vorbereitung, etwas Ausrüstung und dem nötigen wissen ist eine solche Tour wirklich keine Hexerei. Das man nicht immer weiss wo man schläft macht das ganze ja noch etwas spannender.
Bist du auch schon mehrere Tage wandernd unterwegs gewesen? Wie sind deine Erfahrungen mit mehrtägigen Wanderungen? Schreibe mir einen Kommentar, das würde mich freuen.
Viel (nachhaltigen) Spass in der Natur,
Urs
Werbung: Da dieser Artikel dich in deiner Kaufentscheidung beeinflussen kann, ist er als Werbung gekennzeichnet. Alle vorgestellten Gegenstände sind von mir selber gekauft, resp. bezahlt und ich erhalte keinerlei Gegenleistung, weil ich etwas über den Artikel geschrieben habe. Es ist meine persönliche Meinung und meine eigene Erfahrung mit und zu den Gegenständen.
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