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Lang ist relativ. Für einen sehr gut trainierten Wanderer ist die Strecke wohl ein Katzensprung. Für mich ist die Strecke aber eher ein Dinosauriersprung, wenn wir mal bei einem tierischen Vergleich bleiben wollen. Mal schauen, wie weit ich komme! Was ist geplant (in Klammer was eingetroffen ist).

Km: 31,0

Höhenmeter anstieg: 1937 / abstieg 1777

Leistungskilometer: 50,37

Zeit: Ich rechne mit gut 10 Stunden Laufzeit, wenn alles gut geht. (7:24 Ankunft Zug in Olten / 17:35 Ankunft beim Auto in Mümliswil)

Datum: 16.10.2021

Wetter: Sonnig mit Wolken / Temperatur: 4 bis 12 °C

Strecke: Olten Bahnhof – Rumpelhöchi – Homberglücke – General Wille Haus – Belchenflue – Chilchzimmersattel – Spitzenflüeli – Kloster Schönthal – Römerstrasse Chräiegg – Oberer Hauenstein – Bilsteinberg – Chellenchöpfli – Hintere Wasserfallen – Vogelberg  – Passwang (alte Passwangstrasse) – Mümliswil

Abbruch, wenn ich bis 14:00 nicht in Langenbruck durch bin beende ich die Wanderung (12:30 bin ich schon im Aufstieg zum Bilsteinberg)!

Goldener Herbst. Eine schöne Jahreszeit zum Wandern! Die Blätter sind noch recht grün, nur vereinzelt kommt die schöne Herbstfärbung zum Vorschein. Für diese Wanderung habe ich zwei «Klassiker» kombiniert. Zum einen «Olten-Belchen-Langenbruck» zum anderen «Langenbruck-Passwang». Natürlich kann man diese auch einzeln machen. So habe ich aber einen schönen Tag in der Natur verbracht und etwas für meine Gesundheit getan.

In einem Buch habe ich gelesen wie einer im Winter mit den Tourenskiern vom Passwang nach Olten gefahren ist. Da habe ich mir gedacht, dass mache ich doch mal als Wanderung. Einfach umgekehrt.

Der Start in Olten ist noch recht verschlafen. Am Bahnhof ist zwar schon viel Hektik. Die Menschen eilen vom Bus zum Zug und machen einen sehr beschäftigten Eindruck. Mir fährt aber heute kein Zug mehr weg und zur Arbeit muss ich auch nicht. Also kein Grund zum stressen. Aber natürlich, trödeln ist nicht angesagt. Die Strecke muss zuerst mal gelaufen sein. In Olten sind die Trottoir noch leer, ein seltener Anblick. Ok dafür bin ich auch um 5:45 aufgestanden, und das am Samstag!

Mitlerweile ist es schon Tag geworden. Sobald ich aus der Statd komme mache ich einen kurzen Stopp. Jacke und Weste in den Rucksack. Den Hund an die lange Leine nehmen, Ärmel an meinem Hemd hochkrempeln und los geht es. Es ist noch frisch und ich habe nicht mehr so viel an. Zumindest oben durch. Merino Shirt und Hemd. Aber beim hochlaufen schwitze ich denoch. Das liegt wohl in der Natur der Sache. Recht bald bin ich beim «Felsentörli» und habe somit mal einen ersten Abschnitt hinter mich gebracht.

Auf der Rumpelhöchi habe ich erstmal einen schönen Ausblick aufs Mittelland. Der Nebel ist tief. So tief dass gerade noch der Kühlturm des AKW Gösgen zu sehen ist. Der rest des Mittellandes wird vom Nebelmeer verdeckt.

Dann geht es gleich weiter Richtung Homberglücke. Die Buchen sind hier dominierend. Aber das ist im Jura, zumindest in diesen Höhnlagen, ja nicht so speziell. Bis jetzt ist es doch recht wärmer als ich mir das vorgestellt habe. Oder liegt es nur an den zu bewältigenden Höhenmetern? Egal, der Weg geht halt mal hoch und das ist in einem Gebirge wie dem Jura auch nicht so etwas überraschendes.

Auf der Homberglücke gibt es eine kurze Pause. Von Norden kommt ein kalter Wind über die Krete. Ich muss mir für die Pause eine Jacke anziehen, sonst wird es ungemütlich. Hier gönne ich mir und Isy (unserem Hund) eine kurze Pause. Etwas Tee für mich und Militärbiskuit für den Hund und mich. Dann geht es schon weiter. Im Schatten des Homberg ist es recht kühl. Aber solange ich laufe ist es erträglich.

Wer schon auf dem Belchen war kennt sicher die Südstrasse. Jedenfalls wenn er zu Fuss dort war. Schön sonnig und daher auch wieder angenehm warm geht es recht direkt zum Belchen. Im Schatten des Ruchen, gleich nach dem Belchen, ist es wieder kalt. Von da an wird es aber immer angenehmer. Jedenfalls was die Temperaturen angeht.

Dann geht es zum Spitzenflüeli. Hier war ich, im Gegensatz zur Belchenfluh, noch nie.

Ein langer Schützengraben, ein Überbleibsel des 1. Weltkrieges, überrascht mich dort. Damit hätte ich nicht gerechnet. Aber die ganze Gegend um den Belchen wurde damals stark befestigt und sollte zum einen den Eisenbahnknoten Olten schützen und zum anderen eventuellen Eindringlingen den Weg nach Bern versperren. Soweit ist es aber nicht gekommen und die Schweiz wurde von dieser menschlichen Tragödie verschont.

Hier mache ich meine zweite Pause. Tee und etwas kleines zu Essen für mich, «Wienerli» für den Hund. Im roten Beutel ist meinEssen für diese Wanderung. Nicht zu viel, aber genügend. Mehr Essen ist ja auch wieder mehr Gewicht. Die Thermosflasche ist dafür Gold wert. Ein warmer Tee ist bei diesen Temperaturen einfach besser als kaltes Wasser. Meine Atemwege danken es mir!

Und schon geht es weiter. Dieser Teil der Wanderung ist, wie oben schon erwähnt, neu für mich. Dank der guten Beschilderung und dank dem GPS Gerät verlaufe ich mich aber nicht. Ist auch nicht nötig, es gibt noch genügend Kilometer bis zum Passwang. Vorn, in der Mitte des Bildes, sieht man den Ankenballen. Die Aussicht ist einfach super schön.

Ein verschlafenes Thal. Ein Thal daneben ist schon viel Verkehr auf der Strasse.

Auf dem Weg komme ich noch am Skulpturenpark (Link) vorbei. Also nur an einem Teil davon. Die Gegend hier ist sehr schön und man kann sich fragen ob die Skulpturen hier nötig sind oder doch eher stören. Aber damit haben Sie ihren Zweck bei mir schon erfüllt. Sie haben mich zum Nachdenken gebracht. Zum einen kann der Skulpturenweg Menschen in die Natur locken, das ist ja mal sehr gut. Zum anderen generiert es Verkehr. Denn viele kommen mit dem Auto.

Kurz vor dem Kloster Schönthal gehe ich rechts über die Chräiegg und laufe so nördlich an Langenbruck vorbei. Den Ort sehe ich zwar, aber nur von oben. Vom Start bis zum Ziel komme ich durch keine Ortschaft. Natur pur eben!

Dann geht es hoch auf den Bilsteinberg, Richtig, wer schon in meinem Blog aufmerksam Berichte, resp. Bilder angeschaut hat erkennt es evtl. wieder. Hier bin ich im Mai schon mal hoch. Heute ist das Wetter aber besser und der Weg ist somit auch angenehmer. Steil ist er aber immer noch, vor allem am Anfang. Und hier merke ich auch die Kilometer von heute. So lange es steil ist geht es nicht mehr so zügig. Sobald die steilen Abschnitte durch sind, geht es aber wieder recht flott voran. Zudem mache ich ziemlich unten nochmals eine Pause. Tee und etwas Essen für mich und den Hund. Also stets dasselbe Programm. Dann geht es aber hoch. Zwischen Bilsteinberg und Chellenchöpfli komme ich an einem Bauernhof vorbei mit kleinem Selbstbedienungsladen. Etwas Süsses und einen Eistee gönne ich mir da. Beides ist im Handumdrehen verschlungen. Und weiter geht es.

Beim Chellenchöpfli mache ich nochmals eine Pause. Die letzte für diesen Tag. Dann geht es weiter Richtung Vogelberg – Passwang. Viele Höhenmeter muss ich nicht mehr überwinden und ich komme gut voran. Es zieht sich aber noch etwas bis ich bei der alten Passwangstrasse ankomme. Diese gehe ich dann runter nach Mümliswil. Das geht nochmals in die Füsse und in die Oberschenkel. Aber auch diese Strasse hat ein Ende. In Mümliswil werde ich abgeholt, das nenne ich Komfort. Sonst gäbe es aber auch einen Bus der mich aus dem Guldenthal bringen würde. Also nichts gegen Mümliswil, definitiv ein schöner Fleck zum leben und eine schöne Gegend zum wandern.

Fazit: In der kommenden Nacht schlafe ich 11 Stunden. Am nächsten Morgen sind die Muskeln etwas steif und ich spüre die Knie und Hüften ein wenig. Aber insgesamt bin ich doch überrascht. Ich habe mir den Tag danach schlimmer vorgestellt.

Der Weg ist das Ziel. Das hat für diesen Ausflug definitiv gegolten. Das Wetter war sehr gut, der Jura einmal mehr wunderschön und auch sonst hat einfach alles gepasst.

Man kann natürlich auch weiterlaufen. Mamut- Märsche oder gar 100 Meilen. Mir hat es aber gereicht. «Mann» muss ja nicht immer übertreiben. Es soll immer noch eine Wanderung in der schönen Natur sein und nicht einfach ein Punkt auf der ToDo Liste, der jetzt abgehackt werden kann. Würde ich das wieder machen? Unbedingt. Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Und dafür muss man nicht um die halbe Welt reisen. Muss man das an einem Tag machen? Nein, muss man nicht. Aber ich kann es dennoch nur empfehlen.

Kennst du das oben beschriebene Wandergebiet und wie lang ist deine längste Wanderung? Schreibe mir doch einen Kommentar!

Viel (nachhaltigen) Spass in der Natur,
Urs