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Was war geplant?

Ein Tag im Wald bei schönsten Winterverhältnissen. Schnee und tiefe Temperaturen. Kochen auf dem Hobo- Ofen und ein paar Arbeiten (z.B. an meinen Trinkbechern weiterschnitzen) im Wald erledigen. Ein Tag früher wäre der Plan gut aufgegangen.

Was ist passiert?

Die Temperaturen sind gestiegen. Vom Himmel kam Schnee und Regen und es tropfte von den Bäumen. Die Kleider wurden nässer und nässer und gaben immer weniger warm. Zudem konnten wir (meine beiden Kinder und ich, Mama ist an der Wärme geblieben) den Unterschlupf nicht nutzen wie geplant, weil Schnee und Regen gerade von der «falschen» Seite kamen. Genau genommen war der Unterschlupf natürlich falsch, aber der stand halt schon da. Das war mal das negative.

Gut war das wir schnell den Hobo Ofen in Betrieb nehmen konnten. Dank Kienspan und noch zusätzlichem, gut getrocknetem, Zunder hatten wir sehr schnell Feuer. Drei Holzstücke haben wir von zuhause mitgenommen, damit wir für den Start trockenes Holz haben. Das habe ich noch gespalten und damit ging es natürlich einfach ein kleines Feuer zu starten. Ein Zündholz hat gereicht.

Zum Sitzen hatten wir eine alte Iso Matte und eine Decke. So waren wir von unten gegen die Bodenkälte geschützt. Von Oben schützte mein alter US Army Poncho. Dennoch blieb nicht alles vom Wasser verschont und der Wind schien auch die Wärme immer wegzublasen. Obwohl es eigentlich gar nicht so windig war.

Warmes Wasser zu machen war ebenfalls kein Problem. Darum gab es zur Vorspeise Instantsuppe. Bei solchem Wetter tut das gut. Dann gab es «Landjäger» und Speck aus der Pfanne mit Brot. Mit dem Fett aus dem Speck wollte ich noch Kartoffeln machen. Das haben wir dann gelassen und uns früher auf den Heimweg gemacht. Gehungert haben wir deswegen aber nicht. Und etwas Warmes im Magen wärmt auch sehr gut.

Was kann man nächstes Mal besser machen?

Regenkleidung, das hätte viel gebracht. Eine Regenhose und eine dichtere Jacke, ganz einfach eigentlich. Unangenehm war vor allem die nässe. Und feuchte Kleidung wärmt einfach nicht so gut. Ausnahme Wolle, hatte aber keiner von uns an.

Grösseres Tarp, damit hätten wir wenigstens «drinnen» kein Wasser abbekommen. Da wären wir flexibler gewesen und hätten uns besser schützen können.

Diese beiden, eigentlich einfachen «Sachen», hätten schon gereicht um alles etwas angenehmer zu machen.

Feuchtigkeit und Wind – eine schlechte Kombination.

Warum ist Feuchtigkeit und Kälte eigentlich so unangenehm, vor allem, wenn dann noch der Wind dazu kommt? Tatsache ist, dass die meisten Erfrierungen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt geschehen. Natürlich erfrieren Menschen leider auch bei viel tieferen Temperaturen, aber eben seltener.

0°C ist schon mal recht kalt. Da hilft gute Kleidung. Kommt nun Wind und Wasser dazu, wird es aber schnell ungemütlich. Unser Körper benötigt eine Kerntemperatur von ca. 37°C. Hände und Füsse können viel mehr ertragen. Aber Vorsicht, wir wollen ja nichts abfrieren.

Wird Kleidung feucht oder richtig nass verliert diese ihre Isolationseigenschaften. Dabei spielt es keine Rolle ob die Feuchtigkeit von aussen oder von innen kommt. Darum ist das Zwiebelprinzip bei der Kleidung einfach eine wichtige Sache.

Eine Ausnahme betreffend Feuchtigkeit ist Wolle. Die behält auch im nassen zustand 70% ihrer guten Isolationseigenschaften. Ich kenne kein Material, dass es diesbezüglich mit Wolle aufnehmen kann. Auch nicht Kunstfaser – keine Chance!

Wind verstärkt die Abkühlung des Körpers auch erheblich. Man spricht hier vom windchill. Den darf man ebenfalls nicht unterschätzen. Dazu möchte ich in einem anderen Bericht mehr schreiben.

Kommen nun tiefe Temperaturen, Nässe und Wind zusammen, wird es unangenehm. Darum ist es wichtig sich entsprechend anzuziehen.

Zwiebelprinzip – eine mögliche Antwort auf das schlechte Wetter

Genau genommen die Antwort auf jegliches Wetter. Das Zwiebelprinzip ermöglicht mir, mich den Anforderungen gerecht zu kleiden. Beim Laufen, vor allem mit schwerem Rucksack, und arbeiten benötige ich weniger Kleidung als wenn ich im Lager sitze und mich kaum bewege. Meist liest man von «Baselayer», «Midelayer» und «Outer Shell». Ich spreche, oder schreibe, aber lieber von vier Schichten. Socken (unten kurz erwähnt) und Schuhe sind ein eigenes Thema.

Erste Schicht: Unterwäsche, je nach Jahreszeit halt. Kurz im Sommer und lang im Winter. Bewährt hat sich Merinowolle. Einfach top. Aber natürlich gibt es auch Alternativen aus Kunstfaser oder anderen Materialien. Wichtig ist, dass diese Schicht trocken bleibt und bei Touren unbedingt Ersatz dabeihaben. Das selbe auch zu den Socken, da ist trockener Ersatz sehr empfehlenswert.

Zweite Schicht: Diese ist oft bereits die äusserste Schicht. Darum sollte diese auch widerstandsfähig sein gegen verschleiss. Hose, T-Shirt, Hemd usw.

Dritte Schicht: Diese soll vor allem isolieren. Fleece, Daunen, Kunstfaser Jacken und Westen. Kappen, Handschuhe usw. Viele fassen die zweite und dritte Schicht zusammen. Ich trenne diese aber lieber.

Vierte Schicht: Schutz gegen Wasser und Wind. Also Poncho, Regenjacke, Windjacke, Regenhose, Gamaschen. Diese Schicht hält Wind und/oder Wasser ab. Auch diese Schicht sollte Robust und widerstandsfähig sein. Bei warmem Wetter ist das Problem eher das man von innen nass wird. Das sollte ebenfalls vermieden werden.

Wenn man das alles beherzigt ist man gut gerüstet für den Wald. Was zieht ihr an, wenn ihr in den Wald geht und das Wetter nicht so top ist? Schreibt bitte in die Kommentare! Merci.

Viel (nachhaltigen) Spass in der Natur,
Urs